Gutsmtuths-Büste
Gutsmuths-Büste vor
der Salzmann-Schule
in Schnepfental
. Entstehung der Leibeserziehung an deutschen Schulen

Eine planmäßige Körpererziehung gab es bis Mitte des 18. Jahrhunderts nur an den Ritterakademien des Adels und z. T. auch an den Jesuitenschulen. Eine Änderung erstrebten die Philanthropen (von Philanthrop = Menschenfreund). Ihr theoretischer Hintergrund waren Humanismus und Aufklärung.

Die  Philanthropen sahen im harmonisch ausgebildeten Menschen, der tatkräftig, selbstbewusst, geistig und körperlich gleichermaßen erzogen ist, das Idealbild ihrer fortschrittlichen pädagogischen Bestrebungen. Der Leib des Menschen wurde als "Schlüssel" der Erziehung gesehen und die Trennung von Körper und Geist als Fehler im Erziehungsprozess.

Die bedeutendsten Vertreter, u.a. Basedow und Salzmann,  maßen der Körpererziehung einen hohen Wert bei. J. B. Basedow (1724—1790) stützte sich auf Rousseau und erkannte die Körperübungen als einen wesentlichen und vollberechtigten Bestandteil des Erziehungssystems an. In seinem „Elementarwerk" hat Basedow eine große Anzahl von Übungen beschrieben. Am bekanntesten ist der Dessauer Fünfkampf, der sich aus Laufen, Springen, Tragen, Balancieren und Klettern zusammensetzt. Das Philanthropinum in Dessau war die erste deutsche öffentliche Schule, an der regelmäßig Körperübungen unter Leitung ordentlicher Lehrer der Schule betrieben wurden, die auch in anderen Fächern Unterricht erteilten. 

Nach dem Dessauer Vorbild gründete C. G. Salzmann (1744-1811) in Schnepfenthal bei Gotha eine Erziehungsanstalt, an der von 1785 bis 1839 GutsMuths wirkte.

..
.

Johann Christoph Friedrich GutsMuths

Salzmann beauftragte 1786 GutsMuths (1759-1839) mit der  Körpererziehung an der Schnepfenthaler Erziehungsanstalt.
In Theorie und Praxis begründete GutsMuths die neuzeitliche Körpererziehung als untrennbaren Bestandteil der Gesamterziehung. Darüber hinaus entwickelte er umfassende Ideen und Vorschläge für eine  Körperkultur, die weit über seine Zeit hinausgingen.

Sein Buch „Gymnastik für die Jugend" (1793)  hat nicht nur grundlegende Bedeutung für die Körpererziehung, sondern gehört zu den klassischen Werken der pädagogischen Wissenschaft. Entstanden aus eigener pädagogischer Erfahrung und aus einem vielseitigen Literaturstudium, ist es die erste Systematik und zugleich Methodik der schulischen Körpererziehung. 
 


Turngerät auf dem
historischen Turnplatz
in Schnepfental
Unter dem Begriff Gymnastik fasste GutsMuths alle pädagogisch bedeutsamen Körperübungen zusammen, einschließlich des von den Griechen übernommenen Diskuswerfens und der ersten Gerätübungen. Energisch strebte er mit den Mitteln seiner Gymnastik Kraft, Ausdauer, Gewandtheit und in unmittelbarer Verbindung damit Willensstärke an. GutsMuths wusste nicht nur, dass diese Eigenschaften durch die Körpererziehung am unmittelbarsten entwickelt werden können, sondern erkannte auch, dass innerhalb der Körpererziehung der Wettkampf und die ständige Erhöhung der Leistungsanfordeningen für die erzieherische Einwirkung und für die Selbsttätigkeit der Schüler besonders günstige Voraussetzungen schaffen. Deswegen nannte er seine Gymnastik „Arbeit im Gewande jugendlicher Freude". Er verlegte die Körpererziehung in die Natur. Seine Devise: "Erziehung gedeihet am besten im Schoße der Natur".

1796 erschien das Werk „Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes", in dem GutsMuths die pädagogische und körperbildende Funktion der Spiele systematisch abhandelte und eine Vielzahl von Spielen aus aller Welt beschrieb. Es ist das erste pädagogische Spielbuch in Deutschland.

Zwei Jahre später folgte (nach dem er sich in einem Schnepfentaler See selbst das Schwimmen beigebracht hatte) das „Kleine Lehrbuch der Schwimmkunst", das wegen der methodischen Durchdringung des Stoffes eine große Leistung darstellte.
 



HOME
zurück