Medieneinsatz
im Schulsportalltag
Bedenken
und Lösungswege zum alltagstauglichen Medieneinsatz im Sportunterricht
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Gute Medien sind einfach
zu handhaben, übersichtlich mit überschaubarer Informationsmenge,
alters- und entwicklungsgemäß. Das Wesentliche muss deutlich
hervortreten.
Gute Medien können
die Schüler fördern und die Lehrkraft - zumindest partiell -
entlasten. |
Medieneinsatz sollte "alltagstauglich"
geplant werden und Aufwand und Ertrag müssen dabei in einem sinnvollen
Verhältnis stehen. Grundlegende Fragen:
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Welche Medien sind in Sporthallen,
Schwimmbädern, Sportplätzen vorhanden?
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Was habe ich persönlich,
dass ich einsetzen kann (Arbeitsblätter, Bildreihen, Notebook etc.)?
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Gibt es Kollegen/innen, mit
denen ich bei der Mediennutzung gut zusammen arbeiten kann?
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Kann die Fachkonferenz die Anschaffung
und den Austausch von Medien organisieren?
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Ist ein Austausch von Medien
über das Internet möglich?
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Welche Fortbildungsangebote
sind vorhanden bzw. können organisiert werden?
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Mit welchen Medien können
Schüler/innen gut arbeiten?
Einwände
gegen einen verstärkten Medieneinsatz im Sportunterricht
1. „Die Schüler
wollen und müssen sich bewegen. Medieneinsatz reduziert die Bewegungszeit.“ |
Es sollte immer ausgewiesen
werden, dass der Medieneinsatz die grundlegenden Unterrichtsziele fördert.
Vorsicht ist durchaus angebracht.
Ist es nicht zu einer besonderen
Aufgabe geworden, die Computerkids durch attraktive Bewegungsangebote vom
Bildschirm wegzulocken und die bewegungsarme Zeit begrenzt zu halten?
"Mehr Bewegung in der
Schule" ist eine zentrale sportpädagogische Forderung und der Einsatz
(digitaler) Medien darf nicht dazu führen, dass dieses Ziel zurückgeschraubt
wird. Ein moderner Sportunterricht braucht ein umfangreiches und attraktives
Bewegungsangebot, bei dem unterschiedliche pädagogische Perspektiven
und Bewegungsfelder thematisiert werden. Medien sind dabei aber ein wichtiges
Hilfsmittel.
Kann man Schüler wirklich
durch den Medienreinsatz im Sportunterricht fördern, Könnenserlebnisse
und Bewegungsfreude ermöglichen? Diese Frage sollte vor jedem Medieneinsatz
geklärt werden.
2. „Am besten und einfachsten
ist immer noch die Lehrer- oder Schülerdemonstration.“ |
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Die Demonstration von Bewegungen
durch die Lehrkraft oder Schüler hat einen wichtigen Stellenwert.
Wenn möglich sollte sie auch eingesetzt werden, weil sie persönlich
motivierend wirken kann und eine erste wichtige Bewegungsvorstellung entsteht. |
Oft können aber wichtige
Bewegungsdetails gar nicht richtig wahrgenommen werden. Eine Bildreihe,
ein Video oder eine mediengestützte Bewegungsbeobachtung ist meist
nachhaltiger, leichter erfassbar und beliebig abrufbar. Hinzu kommt die
Möglichkeit der verlangsamten Darstellung und des Betrachtens der
Bewegung aus verschiedenen Perspektiven.
Ein Video hat auch dann eine
herausragende Funktion, wenn eine Schüler- oder Lehrerdemonstration
nicht möglich ist. Auch Lehrer können nicht immer perfekt oder
umfassend demonstrieren und da hat ein verfügbares Video eine wichtige
Bedeutung (auch bei taktischen Elementen, einer Bewegungsgestaltung etc.).
3. „Auf- und Abbau
von technischen Medien ist zu aufwändig und zeitintensiv.“ |
Ganz entscheidend ist die
einfache Verfügbarkeit von Medien. Diese hat sich in den letzten Jahren
deutlich verbessert. Bildreihen, Arbeitsblätter und Videos sind nicht
nur in Lehrbüchern, sondern auch via Internet oder DVD verfügbar
und können kopiert oder ausgedruckt werden. Smartphones, Tablets,
Notebooks, Beamer, Lautsprecherboxen können in die Sporttasche gesteckt
und unabhängig vom Stromnetz betrieben werden.
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Alle mobilen Geräte
sind mit Videomöglichkeiten ausgestattet und leicht zu bedienen. Beim
Einsatz von Apps kann auch das Smartphone der Schüler benutzt werden. |
4. „Notebook, Tablets,
Beamer sind schnell kaputt, wenn ich sie in die Sporthalle stelle.
Auch wenn ich nicht weiß,
ob die Geräte überhaupt funktionieren, lasse ich es lieber.“ |
Umherfliegende Bälle
können ein teures Gerät beschädigen. Eine Sicherung ist
sinnvoll und kann durch entsprechende Aufbauten organisiert werden. Evtl.
können auch Schüler eingesetzt werden, die nicht am Sportunterricht
teilnehmen können. Bei vielen Sportarten (z. B. Turnen, Gymnastik/Tanz,
Leichathletik) ist eine Gefahr kaum gegeben.
Defekte Geräte, schwache
Akkus, fehlende Kabel oder Softwareprobleme können einem das Leben
aber schwer machen. Durch eine gute Absprache mit Kollegen kann ein Funktionieren
gewährleistet werden.
5. „Medieneinsatz geht
vielleicht in der Sporthalle. Auf dem Sportplatz (bei Wind und Wetter)
und im Schwimmbad geht das gar nicht. Bei vielen Sportarten ist Medieneinsatz
ohnehin nicht sinnvoll.“ |
Für den Außeneinsatz
sinnvoll: In Plastikfolie verpackte Aufgabenblätter können problemlos
eingesetzt werden. Das gilt auch für das Schwimmbad. Tablets können
problemlos überall mitgenommen und relativ einfach eingesetzt werden.
Eine Beschränkung des Medieneinsatzes auf bestimmte Sportarten kann
nicht begründet werden. Trotzdem ist es sinnvoll, eigene Schwerpunkte
zu setzen und zu überprüfen, ob der Einsatz wirklich notwendig
ist.
6. „Unsere Sporthalle
ist für Medieneinsatz nicht geeignet.“ |
Oft fehlen Aufbewahrungsmöglichkeiten,
Steckdosen oder Projektionsflächen. Die Frage ist nicht ob, sondern
wie ein sinnvoller Medieneinsatz organisiert werden kann. Bildreihen, Bildtafeln,
Lehrtafeln, Stationskarten können überall positioniert werden.
Die digitalen Medien sind so handlich, dass sie in jede Sporthalle mitgenommen
werden können.
7. „Die Kosten für
(digitale) Medien sind zu hoch, für das Geld sollte man lieber Sportgeräte
anschaffen.“ |
Sportgeräte, vor allem
Verschleißmaterialien wie Bälle kosten Geld und das Budget ist
meist knapp bemessen. Die Fachkonferenz sollte überprüfen, welche
Möglichkeiten der Finanzierung bereit stehen (z.B. „Digitalpakt“)
und wie ein Medienpool für den Sportunterricht aufgebaut werden kann.
8. „Mit (digitalen) Medien
kenne ich mich nicht genug aus.“ |
Sportlehrkräfte brauchen
Medienkompetenzen. Dem wird bereits zunehmend in der ersten und zweiten
Phase der Lehrerausbildung Rechnung getragen. Darüber hinaus gibt
es viele Fortbildungsangebote.
Entscheidend aber ist, dass
der Medieneinsatz eigentlich gar keine hohen Medienkompetenzen erfordert
und es gar nicht darum geht, die letzten technischen Feinheiten auszureizen.
Es geht vielmehr um die Frage, wie Schüler im Lernprozess unterstützt
werden und selbstständig lernen können. Damit geht auch immer
die Frage einher, wie durch Medieneinsatz der Unterricht strukturierter
und damit besser beherrschbar wird.
9. „Wenn ich den Schülern
erlaube das Smartphone zu benutzen, machen die ganz andere Sachen. Schüler
wollen im Sportunterricht auch gar nicht mit Medien lernen.“ |
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Die Gefahr, dass Schüler
beim Computereinsatz auch auf nicht fachbezogene Inhalte zugreifen ist
beim Sportunterricht nicht höher als in anderen Fächern.
Schüler können
durch Medieneinsatz selbst aktiv werden und Lernprozesse mehr in die eigene
Hand nehmen. Stehen entsprechende Arbeitsmöglichkeiten zur Verfügung,
werden sie von vielen (nicht allen!) Schülern auch gerne genutzt.
Das Lernen mit digitalen Medien im Sportunterricht muss trotzdem entwickelt,
geübt und ausgewertet werden. |
Mit den Schülern sollte
eine gemeinsame Richtlinie entwickelt werden, die sie zu einer sachgemäßen
Nutzung verpflichtet. Dies gilt vor allem auch für den Umgang mit
Videoaufnahmen, die nur unterrichtsbezogen sein dürfen und nach dem
Unterricht gelöscht werden müssen.
10. „Videoaufnahmen im
Unterricht sind rechtlich problematisch.“ |
In der Tat. Mitunter sagen
Schüler, dass sie nicht gefilmt oder fotografiert werden wollen. Aufnahmen
sollten nur mit Einwilligung der Beteiligten gemacht und nach dem Unterricht
gelöscht werden. Sie sollten auch nicht zur Leistungsbewertung dienen,
selbst wenn dadurch eine differenziertere
Beurteilung möglich
wäre.
Fazit und Perspektiven
Medieneinsatz sollte "alltagstauglich"
geplant werden und Aufwand und Ertrag müssen dabei in einem sinnvollen
Verhältnis stehen.
Lehr-/Lern-Modelle, die (digitale)
Medien nutzen, können traditionelle Lehr-/Lernformen nicht ersetzen,
aber oft erfolgreich ergänzen und begleiten. Investitionen in die
Medienausstattung der Sporthallen und in die Medienkompetenz der Lehrkräfte
sind erforderlich.
Dabei muss klar ausgewiesen
werden, dass (digitale) Medien Bestandteil eines Unterrichts sind, der
die Freude an der Bewegung fördert, Bewegungskönnen vermittelt
und so die Teilnahme an der Sport-, Spiel-, Körper- und Bewegungskultur
ermöglicht.
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