Diskussion
Schulsportstudie - Sportunterricht in Deutschland
Diskussionsbeitrag
- Juli 2005
Rolf Dober
Sportunterricht
in Deutschland -
Überlegungen
und offene Fragen zu den ersten Ergebnissen der Schulsportstudie "SPRINT"
Vorbemerkung
Schul- und Bildungsstudien
haben den Sinn, bestehende Systeme auf den Prüfstand zu stellen, die
Situation realistisch zu beschreiben und Perspektiven für die Zukunft
zu entwickeln. Folgerichtig formulierte auch der DSB für die Rahmenkonzeption
der Schulsportstudie, dass es darauf ankomme, Sollensforderungen mit dem
Ist-Zustand in Beziehung zu setzen.
Seit der öffentlichkeitswirksamen
Pressekonferenz des Deutschen Sportbundes im Dezember 2004 gibt es bereits
relevante Zwischenergebnisse. Der federführende Wissenschaftler, Prof.
Brettschneider, hat sie vorgestellt und erste Schlussfolgerungen gezogen.
Hierauf beziehen sich meine Anmerkungen und offenen Fragen.
Die endgültigern Ergebnisse
sind am 5. Juli 2005 vorgestellt worden.
Konkrete Handlungsempfehlungen
für den Schulsport sind erarbeitet und die bisherigen Analysen aufgrund
von zusätzlichen Datenmaterial vertieft worden.
Es wird jetzt um die Frage
gehen, wie eine Verbesserung der Schulsportsituation erreicht werden kann
und wie kann verhindert werden, dass großen Worten (wieder) keine
Taten folgen.
1. Die Studie bestätigt,
was alle schon (irgendwie) wussten.
Die Frage nach politischen
Verantwortlichkeiten bleibt aber brisant.
Richtig überraschend
sind die Ergebnisse nicht. Seit Jahren /Jahrzehnten wird die Bedeutung
von Bewegung, Spiel und Sport für die Heranwachsenden betont und die
Rahmenbedingungen des Schulsports wurden deshalb - nicht zuletzt vom DSB
- immer wieder kritisiert (Stundenausfall, Überalterung der Sportlehrerschaft,
fachfremder Unterrichtseinsatz, schulform- und schichtenspezifische Benachteiligungen).
Die Studie bestätigt
diese Einschätzung und Kritik in wesentlichen Punkten, wenngleich
auch Differenzierungen notwendig sind.
Bedacht werden muss auch,
dass die Studie das Bild des Schulsports im Jahr 2003/2004 zeichnet. Ob
sich die Situation des Schulsports in den letzten Jahren verbessert oder
verschlechtert hat, ist ihr (bisher) nicht zu entnehmen.
Sportunterricht ist zunächst
einmal Ländersache.
Ein Ländervergleich,
der bei einer bundesweiten Studie durchaus interessante Schlussfolgerungen
ermöglichen könnte, ist bei dieser Studie nicht oder nur teilweise
möglich, da die Stichprobe sich nur auf Daten aus 8 Bundesländern
bzw. Stadtstaaten bezieht (jeweils 4., 7. und 9. Klassen) und somit für
die Hälfte der Bundesländer keine genaue Aussage möglich
ist.
Ob ein Ländervergleich
überhaupt vorgesehen ist, lässt sich zur Zeit nicht erkennen.
Politisch könnte dies - bei unterschiedlicher Schulsportförderung
- durchaus Brisanz haben. Was die Konsequenzen anbetrifft, droht
die Gefahr, dass Verantwortlichkeiten verwischt werden.
Es bleibt zu hoffen, dass
bei der Schlussauswertung noch neue Gesichtspunkte hinzukommen, die Ansatzpunkte
für eine gezielte Verbesserung der Schulsportsituation liefern.
2. Die Studie erfasst
nicht die koordinativen und konditionellen Fähigkeiten der Schülerinnen
und Schüler. Auch über die Umsetzung von Lehrplänen sagt
sie (bisher) wenig.
Die Sprint-Studie ist keine
PISA-Studie für den Schulsport. Sie zeichnet kein (objektives) Bild
von der Qualität des Unterrichts oder der Fähigkeiten der Schüler.
Es geht in erster Linie um die Rahmenbedingungen des Sportunterrichts (Lehrpläne,
Stundenausfall, Sportstätten, Ansehen und Altersstruktur der Lehrkräfte
u.v.a.m.) und um die subjektiven Einschätzungen der Betroffenen (Eltern,
Schüler, Sportlehrer/innen, Schulleiter) .
Was wird an Zielsetzungen
im Unterricht überhaupt umgesetzt, was nicht?
Eine Frage, die auch auf
dem Hintergrund der neueren Lehrplanentwicklung von Bedeutung ist.
Fitnessmängel, koordinative
Defizite, Übergewicht sowie gesundheitliche Probleme von Schülerinnen
und Schülern wurden in den letzten Jahren schon durch verschiedene
Einzeluntersuchungen, Expertenhearings sowie durch die großen "WIAD-Studien"
2000 und 2003 verdeutlicht.
Innerhalb der Sprintstudie
wurden aus Kostengründen keine Daten zum Bewegungsstatus erhoben.
Es lassen sich also keine
(vergleichenden) Aussagen über koordinative und konditionelle Fähigkeiten
der Schüler ableiten. Über Qualität des Unterrichts und
die Wirkungen des Unterrichts lässt sich daher wenig sagen. Subjektive
Einschätzungen der Betroffenen sind dabei sicherlich aufschlussreich,
für eine wirkliche Bestandserhebung ist dies aber nicht ausreichend.
3. Der Unterrichtsausfall
betrifft fast alle.
Die ohnehin schon Benachteiligten
sind zusätzlich betroffen.
Nach den ersten Ergebnissen
fällt jede dritte. bzw. vierte Sportstunde aus. Auch das ist nicht
überraschend.
Der ohnehin knapp bemessene
Sportunterricht dürfte Spitzenreiter im Unterrichtsausfall der verschiedenen
Fächer sein. Einige Bundesländer haben den Sportunterricht ohnehin
schon auf zwei Wochenstundenstunden reduziert, d.h. dass dort weiterer
Stundenausfall (bedingt durch Krankheit, Sportwettkämpfe etc.) fatale
Konsequenzen hat.
Dabei muss davon ausgegangen
werden, dass die effektive Bewegungszeit oft nur einen Bruchteil der Unterrichtsstunden
ausmacht. (Wurde die effektive Bewegungszeit in der Sprint-Studie untersucht?)
Der durchschnittliche Sportstundenanteil
beträgt laut Sprintstudie 2,2 Wochenstunden, wobei Gymnasiasten mehr,
Hauptschüler weniger Unterricht haben. Gerade die Gruppe, die z. B.
auch in Sportvereinen unterrepräsentiert ist, wird hier weiter benachteiligt.
Dass in der Hauptschule der Sportunterricht oft von 30%-nicht ausgebildeten
Lehrern/innen gegeben wird, verschlimmert diesen Missstand noch weiter.
Der Berufsschulsport war
wie der Sport an Sonderschulen nicht Gegenstand der Untersuchung.
Wahrscheinlich wären
hier weitere deutliche Defizite zu Tage getreten.
4. Die Sportstättenversorgung
wird in der Studie nicht als gravierendes Problem gesehen. Bei voller und
qualifizierter Unterrichtsabdeckung und verstärkten Ganztagsangeboten
wäre sie aber eins.
Brettschneider stellt in
seinem Zwischenfazit zu den Sportstätten dar, dass es kein gravierendes
Problem gibt. Immerhin, denkt man.
Gäbe es aber einen
durchgängig dreistündigen Sportunterricht, würden auch hier
deutlichere Schwachstellen auftreten. Trotz Stundenausfalls sind viele
Schulen an der Grenze ihrer räumlichen Kapazität angekommen.
Besonders schwierig stellt sich die Situation des Schwimmunterrichts dar,
der an vielen Orten schon nicht mehr gewährleistet werden kann, das
sieht auch Brettschneider.
"Die Schulen brauchen eine
Sportstätten-Infrastruktur, die mit den modernen Standards der Gesamtausstattung
Schritt hält. Insbesondere dann, wenn sie immer mehr zu Lebensräumen
der Kinder und Jugendlichen werden, die auch weite Bereiche der Freizeitgestaltung
umfassen. Dazu gehören auch für den Schwimmsport taugliche Hallen-
und Freibäder."
Bei einem Ganztagsbetrieb,
der zusätzliche Bewegungsangebote beinhaltet, werden zusätzliche
Hallenkapazitäten gebraucht.
Bezieht man den Wunsch vieler
Schüler nach einer Ausweitung des Unterrichts zu neuen Sportformen
und Bewegungsfeldern ein, bleibt die Frage, ob dazu überhaupt die
Mittel (d.h. Sportstätten, Sportgeräte) vorhanden wären.
Offen bleibt auch die Frage, ob bestimmte Schulformen bei der Sportstättenversorgung
privilegiert bzw. unterprivilegiert sind.
5. Nicht die Überalterung
der Sportlehrerschaft ist das zentrale Problem, sondern die Vorbereitung
auf neue und veränderte Rahmenbedingungen des Sportunterrichts.
Sicherlich muss es nachdenklich
stimmen, dass der Altersaufbau der Sportlehrkräfte eine Schieflage
aufweist. Es gibt mehr alte als junge Sportlehrer/innen. In anderen Fächern
ist allerdings eine ähnliche Altersstruktur vorhanden (bedingt durch
die Einstellungssituation in den 80ger und 90ger Jahren).
Die Vorstellungen über
Ziele, Inhalte und Methoden des Sportunterrichts haben sich in den letzten
25 Jahren erheblich verändert und in den Lehrplänen der meisten
Bundesländer einen deutlichen Niederschlag gefunden.
Inwieweit die Schulsportrealität
den Forderungen der Lehrpläne entspricht, wird hoffentlich noch der
weitere Verlauf der Untersuchung zeigen.
Neue Bewegungsformen und
Bewegungsfelder, themenorientierter, mehrperspektivischer Unterricht, fächerübergreifendes
Arbeiten oder das Eingehen auf heterogene Lerngruppen sind nur dann zu
bewältigen, wenn entsprechende Fortbildungsmöglichkeiten für
Sportlehrkräfte geschaffen werden und aufgrund der Arbeitsbedingungen
auch eine Bereitschaft dazu vorhanden ist.
Dies betrifft sowohl alte
als auch junge Lehrkräfte, deren Ansehen nach bisherigen Ergebnissen
unabhängig vom Alter gut ist. Inwieweit dabei die Leitbilder der Lehrpläne
mit denen der Sportlehrer/innen übereinstimmen, wäre dabei eine
interessante Frage.
6. "Sportunterricht in
der Schule: Schüler mögen ihn, Schulleiter schätzen ihn,
Eltern sind von seiner Bedeutung überzeugt".
Über die pädagogische
Bedeutung des Sports in der jeweiligen Schule ist damit aber nur wenig
gesagt.
Keine Frage: Die positive
Bewertung des Sportunterrichts durch Eltern und Schüler ist erfreulich.
Sportlehrer/innen kommen
bei den Schüler/innen an, ihnen wird fachliche und menschliche Kompetenz
zugeschrieben. Damit heben sie positiv einem oft verzerrten Medienbild
ab.
Welche pädagogische
Bedeutung haben Bewegung, Spiel und Sport in den jeweiligen Schulen?
Nachdenklich macht das Ergebnis
der Studie, dass Schulleiter den Sport weniger unter pädagogischen
Aspekten, sondern vielmehr als einen Aspekt der Außendarstellung
der Schule sehen. Erfolgreiche Schulmannschaften sind eine Werbung für
die Schule. Guter Sportunterricht sicherlich auch, aber das dringt weniger
nach Außen und so haben Schulleiter oft wenig Anlass um den Ruf der
Schule zu fürchten, wenn Sportunterricht gekürzt wird oder ausfällt.
Die Bedeutung von Bewegung,
Spiel und Sport für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen deutlich
zu machen, muss deshalb innerhalb der Lehrerkollegien von den Sportlehrer/innen
ausgehen. Dazu gehört auch die Verbindung von Bewegung und Lernen
sowie die Verbreitung des Ansatzes einer "bewegten Schule".
Bedenkt man, dass zentrale
Entscheidungen über die Entwicklung der jeweiligen Schule von den
Lehrerkonferenzen getroffen werden, rückt eine Gruppe ins Blickfeld,
die in der Sprintstudie nicht auftaucht: Lehrer anderer Fachrichtungen.
Auch sie sind für den Stellenwerts des Sports an der Schule sehr wichtig.
Gerade wenn man das Konzept einer bewegten Schule verfolgt, sind gemeinsame
Bemühungen unabdingbar.
Problematisch wird es aber
auch, wenn - wie in Hamburg geschehen, in Bayern lange praktiziert und
in anderen Bundesländern geplant - die Sportlehrertätigkeit im
Vergleich zu anderen Fächern abqualifiziert wird. Wenn Sportlehrer/innen
zusätzlicher Unterricht verordnet wird, darf man sich nicht wundern,
wenn zukünftig wichtige pädagogische Aufgaben im außerunterrichtlichen
Sport entfallen.
7. Schüler wollen
einen abwechslungsreichen Sportunterricht, mehr neue Sportarten und Sportformen.
Die Frage ist aber auch, wie neue und traditionelle Sportarten bzw. Sportformen
angeboten werden und welche Voraussetzungen an den Schulen dafür vorhanden
sind.
Die Schülermeinungen
geben zwar ein wichtiges Stimmungsbild, wichtig wäre aber auch die
genauere Differenzierung (was sie für den Fortgang der Untersuchung
noch zu erwarten ist).
Welche Schülergruppen
sagen was? Wer wird vom Sportunterricht besonders angesprochen und
wer nicht? Worauf basieren die Urteile von Schülern?
Schüler/innen beziehen
ihre Wünschen vor allem auf Sportarten und Bewegungsformen. Übergeordnete
Zielsetzungen, Lernwege, Sozialformen spielen dagegen in der sportdidaktischen
Diskussion eine besondere Rolle. Beides sollte daher in ein stimmiges Verhältnis
gebracht werden.
Dass ein vielgestaltiger,
mehrperspektivischer Unterricht schon lange ein wichtiges Anliegen auch
der Didaktiker ist, verweist möglicherweise darauf, dass dies in den
Schulen nur zum Teil ankommt. Bedacht werden muss aber auch: Viele an sich
wünschenswerte Inhalte des Sportunterrichts stoßen schnell an
räumliche und institutionelle Grenzen (z.B. beim Inline-Skaten, Wassersport,
Klettern etc).
Fehlende Sportgeräte,
Sportstätten, Gruppengrößen, aber auch Fortbildungsmöglichkeiten
für Lehrkräfte stehen dem Wunsch nach einem abwechslungsreichen
Sportunterricht oft entgegen.
8. Auch wenn Schüler/innen
mehr Leistung und Anstrengung im Sportunterricht wünschen, macht es
Sinn, für einen differenzierten Leistungsbegriff einzutreten.
Viele Schüler/innen
kritisieren an ihrem Sportunterricht, dass zu wenig Anstrengung und Leistung
erbringen können. Brettschneider sieht darin eine Fehlentwicklung
der Sportdidaktik, die Leistung und Anstrengung über ein Jahrzehnt
tabuisiert habe (vgl. FAZ-Interview vom 13.12. 2004) und kritisiert dies
als den gravierendsten Missstand, der durch die Studie zu Tage trete.
" Die wollen keine Kuschelpädagogik,
die wollen sich bewegen und schwitzen. Das wird einige schockieren."
Bewegung und Schwitzen ist
sicherlich ein konstitutives Moment von sportlicher Betätigung. Ein
Unterricht, der auf lebenslanges und freudvolles Sporttreiben vorbereiten
will, kann dabei aber nicht stehen bleiben. Das Leisten verstehen zu lernen
ist ebenso wichtig wie unterschiedliche Sport- und Bewegungsformen kennen
zu lernen. Die Diskussion um Qualität im Sportunterricht hat viele
Dimensionen.
Ein Pauschalangriff auf
die Sportdidaktik bringt da nicht weiter, ja es ist sogar zu befürchten,
dass dies nur Konzepte stärken würde, die eher Schulsportverweigerer
als sportlich begeisterte Kinder und Jugendliche hervorbringt.
Gerade die auch von Brettschneider
beklagten Bewegungs- und Fitnessmängel dürften nicht auf einen
didaktisch falsch ausgerichteten Sportunterricht zurückgehen, sondern
auf gesellschaftliche, politische und institutionelle Rahmenbedingungen,
die Bewegung und Sport als eher vernachlässigbar betrachten. Die Kritik
an der Schulsportsituation sollte deshalb auch da ansetzen.
Vorläufiges Fazit
Es ist wohl nicht zu vermeiden,
dass die bisherigen Ergebnisse der Sprint-Studie in der öffentlichen
Diskussion auf einfache Nenner gebracht werden: Viel Stundenausfall, fachfremder
Unterricht, Überalterung der Lehrkräfte, mehr Leistung im Sportunterricht,
mehr Funsport.
Es wäre aber Schade,
wenn diese großangelegte Studie auf solch plakative Aussagen beschränkt
würde. Es lohnt schon genauer hinzusehen und voreilige Schlussfolgerungen
zu hinterfragen bzw. ihr Umfeld genauer zu beleuchten. Dies wird vor allen
dann wichtig, wenn Perspektiven entwickelt und Forderungen zur Verbesserung
der Situation des Schulsports gestellt werden, die auch die Chance der
Umsetzbarkeit haben.
Perspektiven und Forderungen
Es ist bei der Vorstellung
solcher Untersuchungen üblich, auf den Signalcharakter für die
politisch Verantwortlichen hinzuweisen. So ist es dann auch bei der Vorstellung
der vorläufigen Sprint-Ergebnisse durch Professor Brettscheider und
dem DSB-Präsidenten Richthofen geschehen.
"Diese Studie wird Unruhe
erzeugen, vor allem unter den politisch Verantwortlichen. Salopp ausgedrückt:
Die Politiker kriegen ganz schön die Hucke voll" , formulierte Brettschneider
in einem FAZ-Interview.
Entscheidend dürfte
aber die Frage sein, was mit den Ergebnissen jetzt passiert.
"Zu den Kernforderungen zählt
in erster Linie ein breitgefächertes Angebot von Bewegung und Sport
für alle Schülerinnen und Schüler auf der Basis gesicherter
Rahmenbedingungen u.a. hinsichtlich Personal, Ausstattung und zeitlicher
Umfänge für den verbindlichen Sportunterricht für alle Schulformen
und auf allen Schulstufen."
Konkretisiert und zugespitzt
könnten weitere Forderungen erhoben werden:
-
Es nützt nichts, wenn alle
politisch Verantwortlichen immer wieder auf die besondere Bedeutung von
Bewegung, Spiel und Sport hinweisen. Es müsste noch deutlicher auf
den Widerspruch von Worten und Taten hingewiesen werden. Hochglanzbroschüren
müssen mit der Schulsportrealität konfrontiert werden. Schulsportbündnisse
auf Bundes-, Landes-, Stadt und Schulebene könnten dabei helfen.
-
Drei Wochenstunden Sport an
allen allgemeinbildenden Schulen sind ein Minimum des Unterrichtsumfangs.
Bundesländer, die in ihren Lehrplänen davon abweichen, sollten
deshalb deutlich benannt und kritisiert werden.
-
Dies trifft auch für Schulen
zu, die eigenmächtig Sportunterricht kürzen. Die Autonomie der
Schulen darf nicht so weit gehen, dass von einem Mindestangebot Sport
abgewichen wird.
-
Die Ausbildungs-, Einstellungs-
und Fortbildungssituation muss deutlich verbessert werden. Nur auf dieser
Basis wird ein qualitativ guter Sportunterricht auch in Zukunft möglich
sein.
-
Allen Versuchen, die Sportlehrertätigkeit
abzuwerten, muss entschieden entgegen getreten werden (Arbeitszeitmodelle,
Faktorisierung der Fächer).
-
Die Notwendigkeit eines verstärkt
angebotenen außerunterrichtlichen Sports darf nicht dazu führen,
den regulären (für alle verbindlichen) Sportunterricht zu kürzen.
-
Ganztagsangebote an den Schulen
müssen mit verstärkten Bewegungsangeboten gekoppelt werden, um
einseitige Lern- und Arbeitssituationen zu vermeiden.
-
Die räumlichen und materiellen
Ausstattungen an den Schulen müssen einen modernen Sportunterricht
ermöglichen. Auch in Zeiten von öffentlich knappen Kassen darf
hier nicht gespart werden.
-
Weitere Schulsportuntersuchungen,
welche sowohl den Bewegungs- und Fitnesszustand der Schüler/innen
als auch die Qualität des Unterrichts erfassen, sollten folgen. Dabei
sollten auch Entwicklungen verfolgt werden, um ein genaueres Bild der Verbesserungen
und Verschlechterungen zu bekommen.
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