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GutsMuths - Biografie.
GutsMuths, J.C.F.
.. Joh. Chr. Fr. GutsMuths
Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes

Ausgewählte Spielbeschreibungen
Erste Klasse Bewegungsspiele


15. Das Fußscheibenspiel
(laMerelle)

Dieses angenehme Knabenspiel, welches hin und wieder in Deutschland gewöhnlich ist, habe ich auch in England und Frankreich wiedergefunden. Dort heißt es Hopping Scotch und hier la Merelle oder Marrelle. Der Spieler hüpft auf einem Fuß und stößt mit diesem im Niederhüpfen einen platten Stein am Boden fort, und zwar nach gewissen Gesetzen und durch die Fächer einer gewissen Figur, die an den Boden gezeichnet ist. Hierin besteht die Hauptsache des Spiels.

Der Stein muß platt, nur etwa einen kleinen Finger dick sein. Man nimmt dazu gern ein Stück Dachziegel, das man ganz rund oder länglich rund abklopft. Er ist fast so groß als die Mündung eines Trinkglases. Spieler können zwei, drei und mehr sein. Auf einem großen Saal zeichnet man die Figur mit Kreide, im Freien muß man einen ebenen, etwas sandigen, oder überhaupt einen weichen Boden haben, damit man sie mit einem Stabe hineinreißen kann. Sie ist etwa zwölf bis vierzehn Schritte lang. Im Grunde ist eine solche Figur sehr willkürlich, um sich aber eine Vorstellung davon zu machen, muß ich schon ein paar als Muster aufstellen. Siehe Zeichnung 5 und 6. Jene ist aus England entlehnt.
 
Die Spieler A, B usw. stellen sich vor die Linie a-b, denn von hier aus wird das ganze Spiel getrieben. A soll den Anfang machen. Er wirft den Stein in das Fach 1, hüpft auf einem Fuß hinein, stößt ihn über a-b heraus und tritt wieder an die Anfangslinie. Jetzt wirft er den Stein nach dem Fach 2, hüpft wieder hinein und stößt ihn ebenso heraus; dann wirft er ihn nach 3, hüpft auch dahin und treibt den Stein stoßweise über die schon passierten Fächer zurück. Auf eben die Art wirft er ihn nach 4 und wiederholt das Herausstoßen wie vorher.

Nach dem Wurf ins fünfte Fach hüpft er über die ersten vier Fächer auf einem Fuß, dann springt er auf beide Füße, so daß er das Kreuz überspannt und mit dem einen in 5, mit dem anderen in 6 steht; hierauf wieder auf einem Fuß ins fünfte Fach, stößt den Stein nach 4, überspannt dann wieder das Kreuz, hüpft nach 4 und von da über 3, 2,1  hinaus. Beim sechsten Fach geht es ebenso. Das siebente ist ein Freifach, hier darf er nach Überspannung des Kreuzes auf beide Füße niede springen und nach Belieben einige Augenblicke ruhen. Dann aber muß der Stein der Reihe nach von 7 nach 6, nach 5 und nach 4 gestoßen werden, und sooft als der Spieler hierbei in ein neues Fach übergehen will, muß er erst das Kreuz wie vc hin überspannen. Von 4 wird er endlich nach und nach, öde auf einmal, wieder herausgeworfen. Nach dem Wurf in hüpft der Spieler über 1, 2,3, 4, überspannt dann das Kre springt in 7 auf beide Füße und auf einem nach 8, von hie muß der Stein wieder durch alle Fächer gebracht werden wie vorhin, 9 bleibt wieder ein Freiplatz. Hier darf er ebenfall auf beiden Füßen gehen und stehen, bis er anfängt, den Steil wieder herauszustoßen.


 

Die sechste Figur ist französisch. 4 und 8 sind Freiplätze, wo der Spieler zur Erholung auf beide Füße treten darf. Will er von diesen Plätzen aus den Stein zurücktreiben, so steht es  ihm frei, dies durch alle schon passierten Fächer zu tun, nämlieh von 10 nach 9, 8, 7, 6 usw., oder er legt den Stein auf den hüpfenden Fuß und schleudert ihn, indem er einen kleinen Aufsprung macht, von 8 oder 4, so weit er kann, über 3, 2 fort aus der Figur hinaus.

Wenn dies Spiel von zwei und mehr Personen gespielt wird, so setzt man erst die Folge fest und richtet sich dann nach folgenden Gesetzen:

1) Der Stein wird von der Linie a-b aus in das bestimmte Fach geworfen, fällt er in ein anderes Fach, oder bleibt er auf einer Linie liegen, so darf der Spieler für diesen Gang nicht spielen, sondern sein Nachfolger kommt ans Spiel.

2) Berührt der Spieler beim Hüpfen und Fortstoßen mit dem Fuß eine Linie der Figur, so tritt er ebenfalls ab.
 

3) Bleibt der gestoßene Stein auf einer Linie liegen, so geschieht eben das.
4) Fährt der gestoßene Stein über eine Seite der Figur heraus, so verliert er gleichfalls den Gang, denn der Stein muß stets beim Herausstoßen die Linie a-b durchgehen.

5) Vergißt er das oben angedeutete Überspannen des Kreuzes, so ist er ebenfalls ab.

6) Springt er, durch den Verlust des Gleichgewichts getrieben, aus der Figur heraus, wenn der Stein noch darin ist, oder berührt er mit dem verbotenen Fuß den Bogen.

7) Überspringt er beim Herausstoßen aus den Fächern des Kreises oder des Kreuzes ein Fach, stößt er ihn z. B. von 8 nach 5, oder von 7 nach 4, so darf er den Gang nicht machen.

8) Derjenige, welcher den Stein zuerst in das letzte Fach und wieder herausbringt, hat die Partie gewonnen.
Alle dergleichen Regeln sowie die Figuren selbst, sind sehr willkürlich und hängen von der Erfindungskraft der jungen Spieler ab. Dies macht das Spiel desto angenehmer. Ich habe es zwischen den Windungen einer großen Spirallinie spielen gesehen, wobei jeder seinen Stein bis zum Mittelpunkt nach und nach fortstoßen mußte.

Dies Spiel hat mancherlei Gutes an sich, es bewegt den Körper bis zum Schweiß, übt die Schenkel und Waden, verlangt viel Haltung des Gleichgewichts auf einem Fuß; ein gutes Augenmaß bei dem Fortwerfen des Steines in das bestimmte Fach und viel Aufmerksamkeit, um nichts von dem zu vergessen, was in den Gesetzen ausgemacht ist. Es ist für junge Leute sehr unterhaltend und reizend; vor wenigen Tagen sah ich es daher von einigen sogar nach einem Marsch von sechs starken Stunden spielen.

Allein mir gefällt bei diesem Spiele das beständige Hüpfen auf einem Beine nicht, zumal wenn immer nur ein und ebendasselbe gebraucht wird. Dies letzte sollte man nicht zugeben; es muß, lange fortgesetzt und wiederholt, auf den unvollendeten Bau üblen Einfluß haben, wenigstens wird die Stärke und Ausbildung der Schenkel dadurch ungleich werden. Man mache es.daher zum Gesetz des Spieles, rechts hinein und links herauszuhüpfen, und wechsle auch hierin ab. Hierdurch wird der etwaige Schaden sicher behoben.

Dies Spiel hat ungewöhnlich viel Anlage zu einer weit größeren gymnastischen Vollkommenheit, und es kann zu einem der vortrefflichsten Bewegungsspiele werden, wenn man statt des bloßen Hüpfens allerlei leichte und schwere Körperbewegungen hineinbringen will. In dieser Rücksicht ist es jungen Leuten ganz besonders zu empfehlen. Diejenigen, welche in den Tanzschritten (Pas), sowohl in den niedrigen als hohen, geübt sind, werden sehr leicht einen ganz neuen Gang des Spieles herausbringen, indem sie es zum Gesetz machen, dasselbe mit Bewegungen des Tanzes zu verbinden, in diesem Fach der Figur ein jette', in einem anderen ein entrechat, eine Capriole usw. zu machen. Durch eine geschickte Verbindung und Ausführung von dergleichen Tanzschritten würde das Spiel ein vortreffliches Ansehen erhalten. Zur weiteren Auseinandersetzung ist aber hier der Platz nicht. Junge Leute, die aber hiervon nichts verstehen, sollten allerlei weniger künstliche Sprünge hineinbringen. Um mich verständlich zu machen, will ich ein Beispiel angeben.

Man steht in der ersten Position vor a-b, die Hände in die Seiten gestützt, die Brust heraus. Aufgesprungen, mit den Füßen an das Gesäß geschlagen und nach 1 in die erste Position übergesetzt.

1) Aufgesprungen, in der Luft die Fersen zusammengeschlagen, in die erste Position niedergefallen, auf einer Fußspitze völlig umgedreht und nach 2 übergesetzt.

2) Die Beine etwas gespreizt, aufgesprungen, in der Luft halb umgedreht, niedergefallen; dann wieder die Beine etwas gespreizt und ebenso mit Umdrehen in die erste Stellung und von da nach 3 gesprungen.

3) In der ersten Position aufgesprungen, in der Luft rechts völlig umgedreht. Niedergesprungen und nach 4 übergesetzt.

4) Wie in drei, aber links herumgedreht und nach 5 übergesetzt.

5) Aufgesprungen, die Fersen zweimal in der Luft zusammengeschlagen. Dann wieder aufgesprungen, so daß der Abstoß mit dem linken Fuß geschieht, in der Luft mit eben dem Fuß gegen den rechten geschlagen, und so seitwärts nach 6 übergesetzt.

6) Anfangs wie vorher in 5) Aufsprung und doppelter Anschlag. Dann Aufsprung mit dem rechten Fuß, Anschlag an den linken, Überspannung des Kreuzes, so daß der linke in 5, der rechte in 6 steht. Nochmaliger Aufsprung nach 7.

7) Hier ist ein Freiplatz zum Ausruhen.

8) Über das achte Fach wird mit gleichen Füßen weggesetzt, denn es wird als verschlossen angesehen.

9) Hier wird am hintersten Ende der Stein zwischen beide Füße gefaßt; man macht damit zwei kurze Fortsprünge, dann einen starken Aufsprung, schlägt beide Füße ans Gesäß und springt nieder. Der Stein darf dabei nicht fallen. Jetzt springt man, immer den Stein festhaltend, über 8 weg, dann von 7 nach 4, nach 3 und so fort aus der Figur heraus. Nach diesen Angaben wird sich jeder leicht eine Vorstellung von der verbesserten Gestalt dieses Spieles machen können.

Dergleichen Bewegungen lassen sich auf mancherlei Art abändern. Dies macht Vergnügen, und zur Übung und Bildung des Körpers sind sie vortrefflich. Die für jedes Fach bestimmten Sprünge werden bloß gemacht, indem man sich zu dem Fach begibt, wo der Stein liegt; von hier schnellt man den Stein entweder mit einem Fuß hüpfend vor sich hin nach und nach heraus, oder man legt ihn auf den Fuß und schleudert ihn beim Aufsprung fort, oder man faßt ihn zwischen beide Füße und springt damit aus der Figur heraus. Die Gesetze über den Verlust eines Ganges wird jeder leicht nach den oben gegebenen für dies neue Spiel bilden können.

 

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