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GutsMuths - Biografie.
GutsMuths, J.C.F.
.. Joh. Chr. Fr. GutsMuths
Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes

Ausgewählte Spielbeschreibungen
Erste Klasse Bewegungsspiele


c) Kugelspiele

17. Das Kugelschlagen
oder le Mail

Unter den Bewegungsspielen bleibt dies immer eines der trefflichsten. Da es fast ganz, selbst in vielen Gegenden von Frankreich, in Vergessenheit geraten und bei uns so gut als ganz unbekannt ist, so wird meinen Lesern eine möglichst genaue und gründliche Anweisung dazu gewiß willkommen sein, zumal da noch gar keine deutsche Beschreibung davon zu finden sein möchte, und die, welche man in der französischen Enzyklopädie findet, gar nichts [be]sagen will.

Die Hauptsache des Spieles besteht darin, hölzerne Kugeln mit dazugehörigen Schlägeln an dem Boden nach gewissen Regeln bis zu einem Ziel zu treiben; ich muß daher bei dieser Beschreibung auf drei Gegenstände Rücksicht nehmen: 1) auf Instrumente und Ort, 2) auf das Verhalten der Spieler, 3) auf die konventionellen Regeln des Spiels. Bei jedem dieser Punkte werde ich auf das Rücksicht nehmen, was für uns ausführbar ist.

1) Von den nötigen Instrumenten und der Mailbahn.

Die Kugeln sind aus den Wurzeln des Buchsbaumes gemacht, und diejenigen sind die besten, welche aus heißen Gegenden kommen. Das Hauptsächlichste zur Bildung dieser Kugeln muß die Natur tun. Die Wurzeln des Baumes bilden hier und da in den Spalten und Höhlen der Felsen rundliche Knollen, diese geben den vollkommensten Stoff dazu. Man trocknet sie einige Zeit, dreht sie zu vollkommenen Kugeln und härtet sie, bis sie die nötige Festigkeit haben, den heftigsten Schlägen zu widerstehen, ohne Beulen zu bekommen. Zu diesem Ende werden sie zuförderst gekörnt, das heißt mit einem Hammer, dessen Bahn gekörnt ist, über und über geklopft, bis sie das Ansehen von geköpertem Zeug oder von Chagrin haben (on les bat a grains d'orge), und dann fängt man an, sie einzuspielen, das heißt, man schlägt sie mit dem Schlägel auf einem Platze, der mit Flußsand überdeckt ist, anfangs mit kleinen, in der Folge immer stärker werdenden Schlägen herum und reibt sie nach jedesmaligem Gebrauch mit Glaskraut (Parietaria). So werden sie endlich hart. Die beste Art, sie außer dem Gebrauch zu verwahren, ist in einem mit schmutziger Wäsche angefüllten Sack.

Eine solche Kugel muß etwa halb so schwer sein als die Masse, womit man sie schlägt. Am gewöhnlichsten sind Massen [von] dreizehn bis vierzehn Unzen und Kugeln von fünf bis sechs Unzen. Dieses Verhältnis sucht man soviel als möglich beizubehalten. Da aber das Holz nicht von gleicher spezifischer Schwere ist, so entstehen kleinere und größere Kugeln von gleichem Gewicht. Wenn der Wind günstig, der Boden sandig und unmerklich abhängig ist, so nimmt der kluge Spieler größere Kugeln (Tabacans), um stärkere Schläge zu machen; bei nassem Wetter, wenn der Boden das Rollen verhindert, nimmt er gern etwas leichtere; bei trockenem Wetter und ebenem Boden aber am liebsten kleine, doch vom gehörigen Gewicht (des voguets).

Eine vollkommene Kugel muß außer der gehörigen Schwere und Größe noch eine Haupteigenschaft haben, nämlich sie muß in ihrem ganzen Umfang, das ist in allen ihren Teilen bis zum Mittelpunkt, gleich schwer und nicht etwa auf einer Seite zu leicht sein; denn sie wird sonst schief rollen, hüpfen und springen und ihr Rollen nicht so lange fortsetzen. Echte Mailspieler studieren ihre Kugeln, sie wissen genau, ob sie durch einen Schlag auf die Seite oder auf die Enden der Holzfasern weitergetrieben werden. So läßt sich im menschlichen Leben auf jede Kleinigkeit gesunder Menschenverstand und Nachdenken anwenden.

Ein Kugelhändler brachte einst einen großen Sack seiner Ware nach Aix und seine Kugeln gingen reißend ab, das Stück zu 30 Sols. Nur eine wollte niemand, weil sie ohne Ansehen war. Bernard, ein sehr geschickter Mailspieler, kaufte sie für 15 Sols. Er behandelte sie und sie wurde so vortrefflich, daß sie ihm unfehlbar die Partie gewann. Sie wurde unter dem Namen la Bernarde sehr berühmt und ihr nachfolgender Besitzer, der Präsident .von Lamanon, schlug mehrmals 100 Pistolen dafür aus. Nach Versuchen, die ein Meister im Mail, nämlich Louis Brun, damit anstellte, lief sie immer 50 Schritte weiter als sechs andere Kugeln, die er mit ihr zum Vergleichen schlug; und seine Schläge waren so abgemessen, daß diese sechs immer nur einen oder zwei Fuß voneinander lagen.

Dergleichen vollkommene Kugeln mögen sehr selten sein. Das Bisherige war zur richtigen Beschreibung des Mail nötig. Jeder sieht von selbst leicht ein, daß für uns zu jugendlichen Spielen Kugeln von Buchsbaumholz schon hinreichend [sind], da jene Wurzelauswüchse bei uns schwer zu erhalten sind. Läßt man beim Drechsler dergleichen von Buchsbaumholz machen, so bestellt man sie zu 2 4/5 Leipziger Zoll im Durchmesser, dann werden sie etwa 5 1/2 Unzen wiegen. Ich habe sogar nur Kugeln von Weißbuchen (eigentlich Hornbaum, Car-pinus betulus) gebraucht und sie ziemlich brauchbar gefunden, freilich halten sie nicht solange starke Schläge aus.
 
Der Schlägel (siehe die Zeichnung 8), womit die Kugeln fortgetrieben werden, besteht aus der Masse a und dem Stiel a-b. Die Masse ist tonnenförmig gedreht aus dem Holz der immergrünen Eiche. Beide Enden sind mit eisernen Ringen beschlagen, die doch aber nicht bis auf die Fläche der Bahn vortreten dürfen, damit das Eisen nicht auf die Kugeln trifft. Sie ist anfangs nicht hart genug und muß daher nach und nach so abgehärtet werden, wie vorhin die Kugeln, besonders wird sie hart durch anfangs kleine und in der Folge immer heftiger werdende Schläge. Genau durch die Mitte erhält sie ein Loch für den Stiel, der sehr haltbar darin befestigt werden muß. Da es bei uns keine immergrünen Eichen gibt, muß man eine andere feste Holzart wählen, z. B. die obige sogenannte Weißbuche oder auch den wilden Birnbaum.

Die Schwere der Masse ist wenigstens zehn, gewöhnlich dreizehn bis vierzehn Unzen, wenn die Kugel fünf bis sechs wiegt. Der Durchmesser ihrer beiden Bahnen ist dem der Kugel ziemlich gleich. Die Wölbung ihres Bauches sollte eigentlich gleich sein einem Bogen, dessen Mittelpunkt c in der unteren Hand des Schlagenden liegt. Doch ist diese Genauigkeit so pünktlich nicht zu beobachten. Wichtiger ist es, den Schlägel nach Verhältnis seiner persönlichen Größe zu wählen; zu schwer und lang faßt man gern den Boden, zu kurz und leicht nimmt man die Kugel gern bei den Haaren, das ist faßt sie nur oberhalb etwas. Man muß bei dem einmal angenommenen Verhältnis bleiben.

Der Stiel wird in Frankreich vom Stechpalmenholz m (Hex aquifolium) genommen, denn er muß äußerst zäh und recht biegsam sein. Bei uns können junge, recht gerade Stämmchen vom Weißdorn (Crataegus Oxyacantha) recht gut in den Gegenden die Stelle des Stechpalmenholzes vertreten, wo dieses nicht wächst. Eine größere Biegsamkeit erhalten sie dadurch, wenn man sie im Saft abschneidet und über Feuer so stark erhitzt, bis die schwarzwerdende Schale zerspringt. Noch besser sind dergleichen Stämmchen von Taxus, aber nur schwer zu haben. Der Stiel läuft vom oberen, noch keinen Leipziger Zoll starken Ende verjüngt fort bis in das Loch der Masse. Seine Länge macht man in [der] Provence und [im] Languedoc der Hüfte des Spielers gleich. Zu Paris und am Hofe hatte man sie bis zur Achselgrube und fand, daß man mit diesen die stärksten Schläge machen könne; aber Anfänger können mit dieser Länge nicht fertig werden und müssen sich erst nach und nach daran gewöhnen. Überhaupt müssen junge, noch nicht ausgewachsene Personen Kugeln und Schlägel nach ihren Kräften abmessen.

Die Mallbahn ist drei-, vier- und mehrere hundert Schritte lang, besteht aus recht ebenem, zubereitetem Boden mit Abzügen für das Wasser und ist an den Seiten, wie eine Allee mit Bäumen besetzt usw. An jedem Ende der Bahn steht ein i kleiner eiserner Bogen (la passe126 oder l'archet), durch welchen die Kugel am Ende der Partie passieren muß. Bei uns  gehören die Mailbahnen zu den Seltenheiten; doch findet man leicht bei jedem Orte Alleen und Plätze, wenigstens ganz ebene Wiesen, wo man das Mail treiben kann. Eine krummgebogene Rute, die mit beiden Enden in den Boden gesteckt wird, vertritt die Stelle des eisernen Bogens hinlänglich.

Verhalten des Spielers. Der Spieler hat die Kugel vor seinen Füßen liegen und soll sie mit dem Schlägel (Mail) nach einer bestimmten Richtung mit möglichster Kraft fortschlagen. Hierzu ist eine regelmäßige Stellung notwendig, die ich hier angeben will, weil man sich sonst sehr häufig ganz linksm dabei benimmt. Der Körper ist etwas vorwärts geneigt, weder zu gerade noch zu krumm. Zum Ausholen des Schlages dreht er sich im Kreuz nach der Rechten zu etwas aufwärts und beim Schlage ebenso zurück zur Linken. Hierdurch erhält der Mail einen größeren Schwung und mithin mehr Gewalt. Man nennt dies mit dem Kreuz spielen (jouer de reins). Dieses Drehen muß mit voller Gewißheit geschehen, das heißt, man darf sich dabei weder zu sehr vorwärts noch rückwärts neigen, weil sonst die Kugel verfehlt wird. Mit steifem Rücken zu schlagen, sieht schlecht aus und läßt nie soviel Gewalt zu.

Die Füße dürfen weder zu nahe noch zu entfernt von der Kugel stehen. Der linke steht ihr mit der Ferse gerade gegenüber, beide sind etwas voneinander gespreizt, und der rechte ist etwas rückwärts gezogen, um dem Schlägel freies Spiel zu lassen. Die Knie müssen in der anfänglichen, doch nicht steifen Stellung bleiben, nach welcher das Auge den Schlag abmaß. Auf die Haltung des Mail kommt vorzüglich viel an. Die Hände dürfen beim Festhalten des Stieles weder zu nahe noch zu entfernt voneinander sein. Zu oberst faßt die linke Hand so an, daß ihr Daumen vorn auf dem Stiel gerade herab liegt und auf die Mitte der Masse hinweist. Die Rechte liegt tiefer, ihr Daumen weder ganz oben noch ganz an der Seite des Stieles, sondern mitten inne und zwar etwas schräg, so daß er auf die Bahn der Masse hinzielt, womit man die Kugel schlägt. Nur mit diesen Handgriffen ist es am sichersten, die Kugel nicht zu verfehlen.

Man muß vor dem Schlag nicht lange mit dem Schlägel messen oder zielen, sondern ihn ein einziges Mal nur der Kugel nähern, dann die Masse etwa bis zur Höhe der Schulter heben und zuschlagen. Sie weniger zu heben, gibt zu wenig Kraft. Zum Kommentar dieser Vorschriften muß man den Schlägel und die Kugel selbst nehmen. Es gibt eine Menge Personen, welche jedes Instrument, das in beiden Händen geführt wird, so fassen, daß die linke Hand vorgreift. Diese müssen von dem meisten obigen das Gegenteil tun. Vollkommene Spieler verbinden Sicherheit mit großer Stärke des Schlages.

Der obige Bernard machte sich durch sein Spiel berühmt, er schlug die Kugel auf ebener Bahn, ohne Hilfe des Windes und des Abhanges, bis auf 405 Schritte in bestimmter Richtung. Auf einer bloßen Wiese ist dies unerreichbar. Anfänger dürfen nicht gleich stark schlagen und die Kugel gleich so weit forttreiben wollen als Geübte. Nur durch kleine Schläge erwirbt man nach und nach Sicherheit der Faust und Stellung,'!) die Stärke des Schlages folgt dann bald von selbst.

Kommt man an das Ende der Mailbahn, so muß man seine Kugel durch den schon oben genannten eisernen Bogen treiben. Hierzu nimmt man eine eigene, eiserne Kugel (boule de  passe), die man zum Passieren auf die Stelle der seinigen setzt. Das Passieren geschieht mit einem besonderen Instrument, das die Gestalt einer ganz kleinen Schaufel mit einem langen Stiel hat. Sein schaufeiförmiger Teil ist nur so groß, daß man die Kugel bequem damit fortschleudern kann, es heißt la leve , und gewisse Bediente der öffentlichen Mailbahnen hatten davon den Namen Portes-leves. Außer dergleichen Bahnen gebraucht man sehr häufig den Stiel des Schlägels selbst dazu, der deshalb an seinem oberen Ende keil- oder meißeiförmig geschnitten ist; auch braucht man keine besondere Passierkugel, sondern kann seine gewöhnliche dazu nehmen.

Einrichtung des Spieles selbst. Öffentliche Mailbahnen gibt es bei uns nicht, ich würde also eine vergebliche Arbeit übernehmen, wenn ich alle Gesetze des regulären Mail, die sehr zahlreich sind, hier mitteilen wollte; denn sie passen größtenteils nur für das Spiel in bester Form, und ich habe es hier nur mit der Jugend zu tun, die das Spiel bloß zur körperlichen Erholung und Übung anwendet; ich werde folglich nur das anführen, was für sie brauchbar ist.

Es gibt vier Arten, dies Spiel zu treiben:

1) Au Rottet, ohne Parteien. Hierbei steht jeder Spieler nur für seine Person und jeder kann nur für sich gewinnen.
Die Kugeln werden an den Anfang der angenommenen Bahn gelegt, und jeder Spieler schlägt, wenn die verloste Reihe an ihn kommt, seine Kugel fort, jeder zählt seine Schläge, und derjenige, welcher mit den wenigsten am Ende der Bahn die Kugel durch den Bogen bringt, hat gewonnen. Ist die Partie auf diese Art beendigt, so kann man gleich wieder zurückspielen bis zu dem Bogen, der im Anfang der Bahn ist.

2) En Partie, mit Parteien. Die Gesellschaft teilt sich hierbei in zwei Parteien, und jeder Spieler arbeitet für den Gewinn derjenigen, zu welcher er gehört. Ist aber die Zahl ungleich, so kann einer die Stelle von zwei Personen vertreten, indem man ihn zwei Kugeln statt einer spielen läßt. Jeder Spieler zählt seine Schläge, und diejenige Partei, welche ihre sämtlichen Kugeln mit den wenigsten Schlägen durch den Bogen bringt, hat gewonnen.

Bei beiden Arten kann man auch eine bestimmte Anzahl von Schlägen festsetzen, mit welchen jeder seine Kugel bis vor den Bogen bringen, das heißt zum Durchgang (en passe) stellen soll. Auf ordentlichen Bahnen setzt man sich gewöhnlich mit drei bis vier Schlägen zum Durchgang; im Freien muß man sich nach der Länge der angenommenen Bahn und nach den Kräften der jungen Spieler richten. Derjenige, welcher seine Kugel dann nicht mit den bestimmten Schlägen so weit bringt, ist ab; derjenige aber, welcher sie in weniger Schlägen (en passe) bringt, muß sie wieder eine bestimmte Zahl von Schritten, 30, 40,50 zurücktragen und sie von da noch einmal schlagen. Folgende Gesetze kann man bei beiden Spielarten f überall annehmen.

1) Man kann seine Kugel zurechtlegen, wenn sie zum Schlage nicht bequem liegt, man nimmt sie daher gern aus Höhlungen, die den Schlag hindern und legt sie auf eine höhere Stelle; nur darf man sie weder vor- noch rückwärts legen.

2) Wer im Schlagen seine Kugel verfehlt (qui fait une Pirouette), verliert einen Schlag, denn er muß auch diesen Fehlschlag mitzählen und das sooft, als es immer geschehen mag.

3) Zerbricht der Schlägel oder reißt sich die Masse vom Stiel los, so wird der Schlag nicht mitgezählt, wenn das abgebrochene Stück noch hinter der Kugel liegt; liegt es aber vor der Kugel, so wird der Schlag gezählt.

4) Jeder, welcher zuerst zum Durchgang kommt (der Bogen steht auf einer Steinplatte, und es heißt, man sei en passe, wenn die Kugel bis zu dem Stein getrieben ist. Im Freien muß man vor dem Bogen einen Querstrich ziehen, weil kein Stein da ist), kann seine Kugel durchtreiben, ohne erst auf die zu warten, welche noch nicht soweit sind.

5) Zum Durchtreiben wird beim regulierten Mail zwar die Schaufel, la leve, oder der Stiel des Mail gebraucht; und derjenige, dessen letzter Schlag die Kugel zufällig durch den Bogen jagte, muß sie wieder auf die Stelle des letzten Schlages zurücktragen und nochmals schlagen; allein da alle dergleichen Sachen sehr willkürlich sind, so kann man auch ohne Leve spielen und die Kugel mit dem Schlägel durchtreiben. Zur Übung des Augenmaßes ist dies noch viel vorteilhafter.

6) Liegt einem beim Passieren die Kugel eines Nebenmannes auf irgendeine Art im Wege, so darf man sie nicht wegnehmen, sondern muß sehen, wie man fertig wird.

7) Ist die Kugel einmal durch den Bogen gelaufen, so wird sie für passiert angesehen und wenn sie auch durch Zufall wieder zurückliefe.

8) Stößt man beim Passieren auf die noch nicht passierte Kugel eines anderen und treibt sie durch, so wird auch diese für richtig passiert angesehen.

9) Steht die Kugel schräg vor dem Bogen, so darf man sie nicht mit der Leve drehend herumlenken, sondern muß gerade damit fortstoßen, sonst verliert man.

10) Verfehlt der Spieler die Kugel mit der Leve, so verliert er einen Schlag.

3) Aux grands coups, mit starken Schlägen. Hierbei kommt es bloß darauf an, wer seine Kugel mit einem einzelnen Schlag oder mit einer vorher ausgemachten Zahl von Schlägen am weitesten bringt. Der schwächere Spieler läßt sich hierbei etwas vorgeben. Gewöhnlich spielen nur zwei. Stößt die Kugel des zweiten Schlägers an die schon fortgeschlagene des ersten, so hat jene gewonnen, wenn sie auch hinter dieser liegen bliebe.

4) A la chicane spielt man im Felde, Alleen, Wegen, überall, und ist gezwungen, die Kugel zu nehmen, wie sie liegt, ohne ihre Lage verbessern zu dürfen. Zum Ziel wird ein Baum oder irgendein Paß zwischen zwei Bäumen, Gebüschen usw. festgesetzt; wer mit den wenigsten Schlägen bis dahin gelangt oder bei gleicher Zahl von Schlägen die Kugel am weitesten hinausbringt, hat gewonnen.

Dies sind die vier gewöhnlichen Arten des französischen Mail. Jede Spielergesellschaft wird sich leicht selbst beliebige Gesetze geben können; ich habe daher vieles übersprungen, was bloß konventionell ist.

In Frankreich war dies Spiel sehr lange Zeit ganz ungemein geschätzt. Wann es entstanden sei, ist unbekannt; aber es ist alt, obgleich nicht den Galliern1 bekannt. Carl V. verbot es, weil man zu sehr [ein] Hasardspiel daraus machte. Unter Ludwig XIV. war es das Spiel großer Herren. Der König spielte es, sowie ganz Paris. Besonders gewöhnlich war es in [der] Provence und [im] Languedoc. Man fand überall öffentliche Spielbahnen mit einem Maitre und seinen Commis. Der König hatte seinen ordentlichen Portemail, der ihm die Instrumente herbeitrug, und wer weiß was noch für andere Bediente des Spieles. Weichlichkeit, Mode sowie Karten und Würfel verdrängten dieses sehr gesunde Spiel, doch wird es noch immer ziemlich häufig in Frankreich getrieben.

Es empfiehlt sich durch die mannigfaltige Bewegung, die es dem Körper im Freien gewährt. Der Grad dieser Bewegung hängt ganz von den Spielern ab, man kann langsam und geschwind spielen. Selbst mitten im Winter, wenn der Boden schneefrei ist, kann man es anwenden. In Frankreich hielt man es daher für ein der Gesundheit sehr zuträgliches Spiel und empfahl es gegen alle Arten von Rheumatismus als sehr wirksam. Es übt überdem Hand, Arm und Augenmaß ungemein, verlangt eine genaue Richtung der Kraft und sichere feste Haltung des Körpers bei aller Kraftäußerung und ist dabei vollkommen unschuldig, indem es auch ohne allen Gewinn unterhält. Es ist daher Großen und Kleinen zu empfehlen, aber die - Karten! die Karten sind so bequem! -
 
 
 

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