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GutsMuths - Biografie.
GutsMuths, J.C.F.
.. Joh. Chr. Fr. GutsMuths
Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes

Ausgewählte Spielbeschreibungen
Erste Klasse Bewegungsspiele


6. Handball
(Handball)

Dieses englische Spiel hat seinen Namen davon, weil der Ball ohne Instrument, bloß mit der Hand geschlagen wird. Ich will die Vorrichtung dazu genau angeben; bei der etwaigen Ausführung mag jeder weglassen, was er nicht ausführen kann. Es gehört dazu eine ganz eben übertünchte Wand von etwa 20 Leipziger Fuß Höhe und etwa 21 Fuß Länge; sie kann jedoch unbestimmt länger sein. Da dieses Spiel in England unter der Jugend sehr gemein ist, so findet man in manchen Erziehungsanstalten daselbst Mauern, die bloß zu diesem Spiel aufgebaut sind, wenn man an Gebäuden wegen der Fenster keinen Platz dazu hat. In Zeichnung 4,  stellt A-B, C-D die Mauer vor. E-F ist eine starke, mit schwarzer Farbe darauf gezogene Linie, vom Boden etwa vier Fuß entfernt.

Der Platz A-B, G-H vor der Mauer besteht aus Ton oder Lehm und Flußsand und ist festgeschlagen wie eine Tenne. Er heiße der erste Platz. Seine Breite von A nach G ist etwa 16 Fuß. Er ist etwa einen halben Fuß erhabener als der übrige Boden umher; auf der Linie G-H lauf t er durch eine Böschung mit dem vorliegenden Grund zusammen. Dieser muß ebenfalls ganz eben und hart sein. Er heiße der zweite Platz. Die Linien A-G und B-H, die von den beiden Enden der Mauer etwas auseinander laufend bis G und H gehen, sind Grenzlinien des Spieles.

Der Ball ist etwa so groß wie beim deutschen Ballspiel, elastisch und auf eben die Art gemacht und gebacken, wie der Ball zum Cricket.

Die Zahl der Spieler kann sich auf vier, ja bis über 24 Personen belaufen, wenn die Mauer so lang ist, daß alle davor Platz zum Spielen haben. Sie teilen sich in zwei gleiche Parteien in Absicht auf Zahl und Fertigkeit; doch können auch zwei gegen zehn andere spielen, die nicht so geschickt sind. Wir wollen hier sechs Spieler annehmen, nämlich a, b, c und x, y, z. Sie losen, welche von beiden Parteien zuerst anfangen soll; wir nehmen a, b, c dazu an. Einer von diesen geht zuerst ins Spiel und ist Aufschläger. Da es einerlei ist welcher, so kommt man leicht hierin überein. Es soll a sein. Da sich der Aufschläger allemal in der Mitte vor die Mauer stellt, so kommen nun alle drei auf den ersten Platz in b-a-c.
Ihre Gegner stellen sich hinter sie in den zweiten Platz in x-y-z. Es kommt nun darauf an, den Ball in schiefer Richtung aufwärts gegen die Mauer zu schlagen, so daß er beim Zurückprallen in den Platz der Gegner fällt. Fällt der Ball auf den ersten Platz zurück, so schlägt ihn irgendeiner von der Partei a, b, c; fällt er aber auf den zweiten zurück, so tut einer von den Gegnern x, y, z dasselbe. Bleibt der Ball auf der Erde liegen, indem man vorbei schlägt, so zählt die Partei a, b, c einen Punkt, wenn ihn x-y-z fallen ließen. Fällt der Ball aber in den ersten Platz zurück und er wird von der Partei a, b, c daselbst im Aufschlagen verfehlt, so zählt zwar die andere Partei x, y, z keinen Punkt, aber a, b, c beschleunigen dadurch das Ende ihres Spielganges.

Nach dieser allgemeinen Anzeige muß ich mich in nähere Zergliederung einlassen, weil man sonst die Sache nicht verstehen kann; die Plätze will ich kurz i und 2 nennen.

a) Der Aufschläger nimmt den Ball in die Linke oder wirft ihn an den Boden und schlägt ihn beim Aufprellen mit der rechten Hand über die Linie E-F an die Mauer. Er fällt nach 2, einer von x, y, z schlägt ihn wieder zurück an die Mauer; er fällt nach 1, einer von a, b, c, der der Nächste ist, schlägt ihn wieder an die Mauer, so daß er nach 2 springt usw., solange das Spiel so fortgeht, ist es ohne Tadel und keine Partei zählt einen Point. Sobald aber der Ball auf 2 fällt und von x, y oder z nicht wieder zurückgeschlagen wird, zählt a für seine Partei einen Point; er läßt sich den Ball zureichen und schlägt ihn von neuem aus wie vorhin. Fällt der Ball, es mag ihn zuvor geschlagen haben, wer da will, auf i und keiner von a, b, c schlägt ihn wieder auf, so ist a nicht mehr Aufschläger, b tritt an seine Stelle und schlägt wieder auf, jedoch zählt die andere Partei nichts.

Man schlägt weiter, und alle Fehler, welche von x, y, z gemacht werden, rechnen sich a, b, c als Points an, dagegen ist b  vom Amt des Auf schlagens beim ersten Fehler seiner Partei [entbunden], er selbst oder a oder c mag ihn gemacht haben. An seine Stelle tritt der letzte, nämlich c. Diesem geht es bei" dem ersten Fehler nicht besser. Ist er endlich auf die obige Art vom Spiel ab, so geht nun die andere Partei x, y, z ins Spiel auf 1, und a, b, c, die ihren ersten Gang geendigt haben, gehen nach 2. Jene fangen nun an, ihre Points zu machen und sich! ebenso wie vorhin alle Fehler der Gegner a, b, c als Points zuzuzählen. Diejenige Partei, welche die festgesetzte Zahl  von Punkten, sie ist ganz willkürlich, zuerst vollzählen kann, hat das Spiel gewonnen.

Doch ist dabei folgendes zu bemerken: wenn diejenige Partei, welche das Spiel anfängt, gleich im ersten Gang die Zahl der Points voll macht, so muß der anderen auch erst ein Gang zugestanden werden, und sie hat dann nur verloren, wenn sie in demselben die Points nicht erhält. Besser ist es auch hier, so wie beim Torball, nicht die Zahl der Points, sondern die der Gänge festzusetzen und derjenigen Partei den Sieg zuzuerkennen, welche in denselben die meisten Punkte hat.

Fehler sind in diesem Spiel:
1) Wenn der Ball im Schlagen verfehlt wird. Man kann den Ball, sowie er von der Mauer zurückprallt, gleich aus der Luft wieder zurückschlagen oder erst nach seinem ersten Aufsprung vom Boden. Läßt man ihn zum zweiten Aufsprung kommen, so ist es ein Fehler.
2) Wenn der Ball unterhalb E-F an die Mauer trifft,
3) oder die Mauer gar nicht berührt.
4) Wenn der zurückprallende Ball weder nach 1 noch nach 2, sondern über die Seitengrenzen des Spielraums A-G oder B-H fällt. Doch spielt man auch häufig ohne diese Seitengrenzen und dann findet hier kein Fehler statt.

Sooft als die Partei in 2 einen von diesen Fehlern begeht, rechnet sich die andere in 1 einen Punkt an; sooft aber diese einen [gleichen] macht, es geschehe nun vom Aufschläger oder von einem Nebenspieler, so ist der dermalige Aufschläger seiner Stelle verlustig und ein anderer kommt an seine Stelle. Die Points werden laut gezählt.

Spielregeln: i) Jeder sucht seinen Schlag so abzumessen, daß der Ball in den feindlichen Platz fällt, aber man hütet sich, ihn so zu schlagen, daß er in den eigenen kommt, denn da er wieder aufgeschlagen werden muß, so setzt man sich der Gelegenheit aus, einen Fehler zu machen. 2) Man schlägt den Ball gern so wenig als möglich über die Linie E-F, denn je mehr sich sein Absprung von der Mauer der Horizontallinie nähert, desto schlechter zum Wiederaufschlagen wird auch sein darauffolgender Aufsprung vom Boden.

Ich halte dieses Spiel für eines der besten Ballspiele, es gewährt sehr mannigfaltige Bewegung, und da diese im kurzen Springen, [bald im] Laufen und in Biegungen des Körpers nach allen Richtungen geschieht, so ist das Spiel sehr fähig, den Körper junger Leute immer biegsamer und flinker zu machen. Überdem erfordert es viel Aufmerksamkeit, richtige Abmessung der Kraft des Armes und der Hand, gute Berechnung der Haltung der Handfläche beim Schlagen usw.

Knaben, die weiche seidene Händchen haben sollen, dürfen! es nicht spielen, denn es macht sie hart und stark, und durch lHandschuhe, die man gewöhnlich dazu anzieht, wird diese»! nicht ganz verhütet. Man kann sich gewöhnen, es mit Raketten, so wie man sie zum Federball gebraucht, zu spielen, ab dann müssen die Schläge sehr gemäßigt werden, oder Mauer muß sehr hoch sein.
 

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