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  Rolf Dober
Das Internet als sportpädagogisches Nachschlagwerk und Diskussionsforum
Neue Medien im Sportunterricht
.Kurzfassung
! Achtung: Dieser Beitrag basiert auf dem Stand von 2008.
Die aktuelle Version des Beitrags (2018) findet sich hier.

 
 
 
 
 
Sportunterricht und Internet
Aktuelle Situation, Trends und Perspektiven (2008)
Sportunterricht soll Wege zu vielfältigen Körper- und Bewegungserfahrungen von Kindern und Jugendlichen eröffnen. 
Computer hingegen stehen in Verdacht, zur Reduzierung sinnlicher Erfahrungen beizutragen und es wird zunehmend kritisch auf eine bewegungsarme Computerwelt hingewiesen. 

Eine wichtige Aufgabe des Sportunterrichts muss es demzufolge auch sein, die Zeit der "Computerkids" vor dem Bildschirm begrenzt zu halten und sie für nichtvirtuelle Bewegungswelten zu gewinnen.
Dass die digitalen Medien und das Internet auch eine Chance für verbesserte sportpädagogische Information und Kommunikation darstellen können, möchte der nachfolgende Beitrag aufzeigen.
 
 

1. Die augenblickliche Situation....

Die meisten Probleme des Sportunterrichts (Unterrichtskürzungen, verstärkte Arbeitsbelastung, schlechte Hallenbedingungen, große und heterogene Klassen, überalterte Sportlehrerschaft) werden sich nicht durch die neuen Informationstechnologien lösen lassen. Wer neuere sportpädagogische Überlegungen in den Unterricht einfließen lassen will, braucht dazu kein Internet. Wer es nicht will, schon gar nicht.

Trotzdem, so denke ich, gibt es auch unter diesen Rahmenbedingungen Perspektiven, die nicht nur für den Computerfreak interessant sind, sondern unsere Arbeit bereichern und Hilfen für den Unterrichtsalltag geben können. Für die Beschaffung von Unterrichtsideen, Stundenentwürfen oder ganzen Unterrichtsreihen, aber auch für die Diskussion unter Kollegen/innen scheint das Internet wirklich neue Möglichkeiten zu schaffen, auch wenn zur Zeit die Fachliteratur noch mehr zu bieten hat.

Vielversprechende Ansätze sind bereits vorhanden und neue Perspektiven werden immer deutlicher.
Diese möchte ich in meinem Beitrag aufzeigen.
 

2. Neue Möglichkeiten - nicht nur ein neues Informationsmedium

Natürlich wäre es schön, wenn ein Großteil des sportpädagogischen Wissens und Anleitungen für die Praxis auch online zur Verfügung stehen würden. Ich denke aber, dass hiermit aber noch nicht der neue Aspekt erfasst ist, den das Internet für Sportlehrer/innen und für den Sportunterricht selbst bieten kann. Es geht aber nicht nur um einfachere Zugriffsmöglichkeiten auf Daten- und Wissensbestände, sondern um neue Arbeits-, Fortbildungs- und Kommunikationsmöglichkeiten, die für die Planung, Durchführung und Auswertung von Sportunterricht genutzt werden können.

Dass dies in Zukunft noch stärker der Fall sein wird, ist keine Frage.
Die Frage ist, w i e wir diese Möglichkeiten nutzen werden und ob wir uns sinnvolle Strukturen schaffen können, die unserer Arbeit bereichern und erleichtern.

Das Projekt "Sportpädagogik-Online" ("Ein Mitmachprojekt für Sportlehrer/innen und alle anderen, die sich für Lehren und Lernen im Sport interessieren"), das ich 1996 initiiert habe, war ein erster Versuch, eine Anlaufstelle im Internet anzubieten und relevante Beiträge für Sportlehrer/innen zu systematisieren.

Nach pädagogischen Themen und Stichworten ("Abenteuer" - "Zirkus") bzw. Sportarten geordnet,  werden Beiträge aus dem Bereich der Sportpädagogik gesammelt und neue Beiträge speziell aufgeführt. Ankündigungen, Buch- und Medientipps und ein Pinboard (Forum)in Kooperation mit Lehrer-online kommen ergänzend hinzu.

Ein solch fachspezifisches Projekt organisiert nicht nur die Zusammenarbeit der Kollegen/innen, sondern ordnet die in der chaotischen Struktur des Internets vorhandenen Materialien neu. Anders als bei den bekannten Suchmaschinen können Suchkriterien nicht nur formal, sondern auch inhaltlich sinnvoll zusammengefügt werden.

Mit "Sportunterricht.de" ist (in Verbindung mit "Sportpädagogik-online") ein Internetportal geschaffen worden, dass zur Zeit als zentrale Anlaufstelle für Sportlehrer/innen und Schüler/innen gesehen werden kann. Neben Unterrichtsmaterialien  und aktuellen Meldungen zum Schulsport findet man auch einen schnellen Zugriff zu anderen zentralen Webseiten wie „Jugend trainiert für Olympia“, Bundesjugendspiele, Deutscher Sportlehrerverband etc.

Ein eigener „Sport-Chatraum“, wie er bis vor kurzem existierte, wurde inzwischen aufgegeben, da er kaum genutzt wurde. Die Möglichkeit, auch „live“ sportpädagogische Themen im weltweiten Netz zu diskutieren, bleibt aber dennoch eine interessante Möglichkeit.
 
 

3. Publizieren im Internet -
Von der Idee zur eigenen (aktuellen) Sportseite im Internet

Eine eigene Homepage zu erstellen, ist inzwischen kein Problem mehr.
Fast alle Internetprovider bieten ihren Kunden Webspace, Raum für die eigene Homepage, an. Die Erstellung einer eigenen Webseite ist mit einem entsprechenden Programm (z.B. „FrontPage“) relativ schnell realisiert. Inzwischen gibt es auch sogenannte Homepage-Generatoren, die es ermöglichen, ohne jegliche Programmierkenntnisse eine Seite schnell zu entwerfen und zu veröffentlichen. Immer mehr Schule verfügen inzwischen auch über eigene Sport-Homepages.

Empfehlen möchte ich an dieser Stelle das Angebot von „Lehrer-online“ bzw. „L-O-net“, wo Lehrer/innen kostenlos ihren eigenen Web-Bereich erhalten können. Ohne Vorkenntnisse gelingt es in ca. 10-20 Minuten eine erste kleine Webseite zu entwerfen.

Unterrichtsentwürfe, Übungsreihen, Projektideen,  Umsetzungsvorschläge neuer Lehrpläne oder auch grundsätzliche Überlegungen zum Sportunterricht können so leicht publiziert werden. Wer also Interesse daran hat, schulübergreifend mit anderen Kollegen/innen in Diskussion zu bleiben, Anregungen zu bekommen und zu geben, kann seine Ideen unkompliziert veröffentlichen und findet selbst mögliche Anregungen und Kommunikationspartner.

Internetpublikation können immer aktuell gehalten werden.Die Überarbeitung eines Beitrages ist kein Problem. Ja, es ist sogar sinnvoll, eine Internetseite von vornherein als Prozess zu planen, ständig zu überarbeiten und zu erweitern. Ergänzende oder kontroverse Aspekte sind mittels Hyperlink sofort erreichbar. Rückmeldungen und neue Erkenntnisse können unmittelbar einbezogen werden.
 
 

4. Multimedia
Animierte Lehrbildreihen, Videos, Interaktivität
Animierte Lehrbildreihen - vergrößerte Darstellung
Im Gegensatz zum Buch können im Internet (wie auf CD-ROM/DVD) auch bewegte Bilder interaktiv in Publikationen eingebunden werden. Entweder als speicherintensive Videos oder - was viel besser und einfacher ist - als animierte Bildfolgen (animierte gifs oder Flash-Animationen). Die räumlichen, zeitlichen und dynamischen Aspekte einer Bewegung können so gut veranschaulicht werden. 

Hier liegt ein spezifischer Vorteils des Mediums, den man sich auf der Seite "animierte Lehrbildreihen" einmal genauer anschauen kann.
Mit relativ einfachen Mitteln lassen sich verschiedenste Einsatz- und Darstellungsmöglichkeiten nutzen (z. B. Bewegungen und Übungen in unterschiedlichen Geschwindigkeiten, Darstellung aus verschiedenen Perspektiven, Hervorhebung bestimmter Bewegungsmerkmale, Verdeutlichung taktischer Elemente, Berücksichtigung von Rechts- und Linksseitigkeit u.v.a.m.).

Sowohl für die Unterrichtsvorbereitung als auch als Anschauungsmaterial für die Sporttheorie und -praxis eignen sich solche Animationen hervorragend. Ideen und Anregungen zum Computereinsatz beim Lehren und Lernen im Sport sind im Artikel "Neue Medien im Sportunterricht" zu finden.
Ein Workshop zeigt, wie man selbst solche Animationen herstellen kann.

Zu den multimedialen Möglichkeiten am Computer gehört auch ein Aufbauplaner bzw. Taktikplaner. Mit beweglichen Symbolen und der Computermaus können auf dem Bildschirm die Sportgeräte hin und her geschoben und die Sporthalle virtuell aufgebaut werden. Auch zur Verdeutlichung von Taktik in den Sportspielen kann dieses Prinzip genutzt werden (z. B. Fußballplaner).
 

5. Wie Schüler profitieren können - Lernen mit digitalen Medien

Wird das Arbeiten mit dem Computer auch Bestandteil des täglichen Arbeitens in der Schule und des Sportunterrichts? Auch wenn der Apparat Schule ziemlich schwerfällig ist, so ist doch nicht zu übersehen, dass in den vergangenen Jahren einiges in Bewegung gekommen ist.
 
großes Bild Es wird also nicht die Frage nicht sein ob, sondern wie wir unsere Schüler am Informationshighway teilhaben lassen. Wenn ausgewiesen wird, dass Schüler/innen durch den Einsatz der digitalen Medien besser lernen können, sollte auch überlegt werden, wie diese im Sportunterricht eingesetzt werden können.
Schüler suchen schon jetzt selbständig nach Informationen aus den Bereich des Sports und der Sporttheorie und es wäre schön, wenn sie auch brauchbares Material finden würden, welches von kompetenten Sportlehrer/innen entwickelt worden ist.

Der Mensch am Computer ist ein aktives Wesen. Er muss nicht nur entscheiden, was er anklickt und wohin er will, sondern kann auch aktiv erkundend, planend und gestaltend tätig werden oder bekommt direkte Rückmeldung über eigene Fähigkeiten (hyperlinkgestütztes Lernen, Lernen mit Bewegungspuzzles, interaktive Wissenstests). 
Meine Materialien zur Sporttheorie (Leistungskurs Sport), zum Schwimmen, Gerätturnen, Tischtennis, ein Fair-Play-Projekt oder zum Aufwärmen zeigen, wie solche Angebote für Schüler aussehen können.

Andererseits ist der Sport(-unterricht) natürlich auf Bewegung, Körperlichkeit und das sinnliche und soziale Erleben ausgerichtet.
Computer können zur Verarmung sinnlicher Erfahrung beitragen und Sportunterricht sollte nicht kognitiv überladen werden. Insofern ist der Vorteil der neuen Informationsbeschaffung  wohl vor allem für Lehrende und Studierende des Sports interessant. Ja, es wird immer mehr zu einer wichtigen Aufgabe der Sportpädagogik werden, die Computerkids für den Sport und nichtvirtuelle Bewegungswelten zu begeistern und die Zeit vor dem Bildschirm begrenzt zu halten.

Übrigens: Untersuchungen zeigen, dass computerinteressierte Jugendliche nicht zu den bewegungsfaulen Schülern gehören (Zeitschrift "Sportunterricht" 6/2003). Die weitverbreitete These, dass Computer zu sportlicher Inaktivität führen, stimmt so nicht.
 
 

6. Sportunterricht, Sportpädagogik, Sportwissenschaft
- Neue Wege zwischen Theorie und Praxis -

Durch das Internet könnte der Austausch zwischen unterrichtenden und forschenden Kollegen/innen intensiviert werden. Unterrichtsmaterialien können online zur Verfügung gestellt und diskutiert werden. Die sportwissenschaftlichen Institute der Universitäten greifen diese neue Form allerdings nur zögernd auf.

Nordrhein-Westfalen hat (in Verbindung mit der Uni Bielefeld)  mit "Schulsport-NRW" ein eigenes Schulsportangebot auf seinem Bildungsserver bereit gestellt. Das Ziel, umfassende Informationen für Sportlehrer/innen zur Verfügung zu stellen, ist in den letzten Jahren konsequent verfolgt worden.  Andere Bundesländer sind diesem Bespiel zum Teil gefolgt oder bieten zumindest auch eigene Schulsportseiten an.
 
Aber auch von Lehrerseite tut sich etwas. Die Initiative "Schulen an Netz" hat seit 1999 mit "Lehrer-Online"einen neuen Arbeitsbereich für Lehrerinnen und Lehrer geschaffen, welche Unterricht im Zusammenhang mit den digitalen Medien fördern wollen. Auch der Bereich des Sports wird redaktionell betreut. 

Vor allem für die künftigen Lehrergenerationen werden die digitalen Medien ein selbstverständliches Arbeitsmittel sein. Die Studienseminare stellen bisher nur vereinzelt Materialien zur Verfügung. Sammlungen für Unterrichtsentwürfe finden sich bei 4teachers/Entwürfe-online oder bei Sportpädagogik-Online/Stichwort Referendariat).
 
 

7. Sportunterricht und Internet - eine sinnvolle Verbindung?

Auch wenn die Entwicklung vielversprechend ist:
Die Frage lässt sich erst dann wirklich beantworten, wenn noch mehr Materialien und Erfahrungen zum Lehren und Lernen mit den digitalen Medien im Sport vorliegen.

Mit "Sportpädagogik-Online"  und "Sportunterricht.de"  ist ein Versuch gestartet worden, in diesem Bereich koordinierende Arbeiten durchzuführen und Mitmacher/innen zu finden. 
Ich meine, die neuen Möglichkeiten sind durchaus faszinierend und wir sollten darüber diskutieren, wie wir sie sinnvoll nutzen können.
 
 
 

Mehr zum Thema

Neue Medien im Sportunterricht
Ideen und Anregungen zum Computereinsatz beim Lehren und Lernen im Sport

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Workshop (Hilfen für die Vorbereitung und Durchführung von Sportunterricht; Plattform für den Informationsaustausch im Fach Sport; interaktive Lernumgebungen – Computereinsatz im Sportunterricht)

Rolf Dober im Internet
Übersicht über eigene Unterrichtsprojekte
 
 

Literatur

Dober, R.: Sportunterricht und Internet,
In: Baca, A. (Hrsg.): Computer Science in Sport. Informatik im Sport, Wien 2000 (Internetfassung)

Dober, R.: Sportpädagogik und Sportpraxis im Internet.
www.sportunterricht.de - ein Mitmachprojekt für alle, die sich für Lehren und Lernen im Sport interessieren
In: "Sportpraxis" (Fachzeitschrift für Sportlehrer und Übungsleiter) 5/2003

Dober, R.: Neue Medien im Sportunterricht
In: "Sportpraxis" (Fachzeitschrift für Sportlehrer und Übungsleiter) 3/2004

Dober, R.: Neue Medien im Sportunterricht
In: Christmann, E./ Emrich, E./ Flatau, J. (Hrsg.): Schule und Sport, Schorndorf 2004

Dober, R.: Mit dem Notebook in die Turnhalle
In: L.A. Multimedia 1/2006, S. 18/19 (Onlineversion)
 

 
! Achtung: Dieser Beitrag basiert auf dem Stand von 2008.
Die aktuelle Version des Beitrags (2018) findet sich hier.
 
Sportunterricht.deSportpädagogik-online     Sportunterricht.de
Sportunterricht, Internet und digitale Medien im Schulsport - eine Bestandsaufnahme
Dieser Beitrag wurde erstmals 1996 hier veröffentlicht.